Sie werden weniger heutzutage, die Fahrradkuriere. Die Digitalisierung hat etliche Kurierfahrten überflüssig gemacht. Seit den späten 1970er Jahren gehörten die bike messengers in New York City und wenig später auch in westdeutschen Großstädten wie Hamburg zum Stadtbild. Sie profitierten vom Dauerstau der autogerechten Städte, in denen die Fahrradkuriere sich manche Freiheit nahmen, sei es in der Auslegung der Straßenverkehrsordnung oder auch in modischen Dingen.
Die Geschichte von Fahrradkurieren reicht aber viel weiter zurück. Bereits 1895 entstand in Berlin das "Fahrrad-Dienstmann-Institut". Auf luftbereiften Dreirädern transportierten die Fahrrad-Dienstmänner Koffer und andere Lasten.
In London tauchten um die Jahrhundertwende messenger boys auf. Die Jungen beförderten Nachrichten, Blumen und Liebesbriefe von A nach B und bedienten sich bei etwas längeren Strecken gerne eines Fahrrads, falls vorhanden oder ausleihbar.
Professionelle Kurierdienste entstanden dann in vielen deutschen Städten um 1910. Bekannt sind bislang fast nur die Roten Radler aus München. Die Fahrradkuriere machten sich schon damals unbeliebt: "Der hervorragendste unter den 'Messing Buam' ist der Rote Radler, ein Jüngling von einnehmendem Äußern, der imstande ist, in den Hauptstraßen der Stadt sämtliche Rekords und Rippen zu brechen."
Auch in Hamburg gehörten die Fahrradkuriere bald zum gewohnten Anblick in der Innenstadt. 1909 eröffnete das Messenger Boys-Eilboten-Bureau in der Ferdinandstraße, nach einigen Jahren umbenannt in Rote Radler. Neben den Roten kurvten auch Braune Radler durch Hamburgs Innenstadt. Das waren keine Nazis, sondern Fahrradkuriere in brauner Kluft. In anderen Städten eröffneten auch Blaue, Grüne, Gelbe Radler, die sich mittels einer anderen Farbe voneinander abheben und für den eigenen Dienst buntes Marketing betreiben sollten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es schließlich still um die wenigen Fahrradkuriere bis sie seit den 1980er Jahren wieder die Straßen unsicher machten - oder je nach Perspektive - klimafreundliche Transporte durchführten.
Die Geschichte der Fahrradkuriere in Hamburg, in Deutschland und in der Welt werde ich beizeiten einmal ausführlicher bearbeiten.
Fotos: Sammlung Lars Amenda